Im Internet daheim

Visualisierung eines Teils des Internet
Von: The Opte Projekt
Lizenz: CC BY 2.5

Immer mehr und mehr wird erkennbar, wie wichtig die eigene Plattform im Netz ist.  Natürlich sind die sozialen  Medien derzeit unverzichtbar. Wir haben uns daran gewöhnt, aus Facebook und Twitter eine Zeitung zu machen. Blogger, die nicht auf Facebook gut vernetzt sind, leiden unter schwindenden Zugriffszahlen. Die Lust zu bloggen allgemein läßt nach. Doch auch in den sozialen Medien macht sich eine Überforderung bemerkbar.

Da sind zum einen die Nutzer selbst überfordert, weil die Schwemme der Informationen nicht beherrschbar ist. Nebenbei gesagt, ist das der Grund, warum es Journalisten gibt. Wir sind Informationsverwalter und nicht moralische Instanz der Nation. Auf der anderen Seite zeigt sich die Gesellschaft überfordert, die plötzlich meint, das Internet zensieren zu müssen. Das demokratischste Medium überhaupt, nämlich das Internet, überfordert in seiner Gestalt als soziale Medien laut Ansicht der Kulturstaatsekretärin Monika Grütters sogar die Demokratie. (Ein Link zum Gruseln) Das kann man sich gar nicht ausdenken. Wie weit eine politische Kaste von der Wirklichkeit entfernt sein kann, zeigt sich also nicht nur in Gestalt des ehemaligen ZensurJustizministers, der mit dem NetzDG den heftigsten Schlag gegen die Meinungsfreiheit seit Gründung der Bundesrepublik geführt hat.

Überfordert, das muß man sagen, sind auch die sozialen Medien selbst. Nicht zuletzt der Facebookdatenskandal, bei dem die Daten von rund 80 Millionen Nutzern des Netzwerkes mindestens semilegal abgegriffen wurden und für werbend-manipulaitiven Einsatz im US- Wahlkampf genutzt wurden, zeigt, wie labil das Vertrauen in die Netze ist. Egal wie groß Facebook ist, ein Skandal plus ein neuer Hype in einem neuen Netzwerk und Facebook ist Geschichte. Nicht umsonst denkt man bei Facebook über Bezahlvarianten nach.

Letztendlich ist das Prinzip des Internet nicht das Prinzip oligarchisch organisierter Supernetze. Leider ist es das Risiko eines jeden freien Systems im Laufe seiner Geschichte Oligopole oder gar ein Monopol auszubilden. Es bedarf aber dennoch keines einschränkenden, zensierenden Gesetzeswerkes. Es bedarf, wie in der Marktwirtschaft, einer tragfähigen Rahmenordnung, die einen geordneten, freien und fairen Betrieb gewährleistet.

Das Prinzip des Internet ist das des Netzes. Und so wird sich, wie ich hoffe, im nächsten Schritt der sozialen Netzwerke eine Struktur etablieren, die der Struktur des Internet mehr entspricht. Kleine, gut miteinander zu vernetzende Einheiten, die auf eigener Plattform dem Nutzer im Internet sein Zuhause anbieten. Machen wir uns nichts vor, das Zeitalter der Daten als Weltleitwährung hat gerade erst begonnen. Da herrscht Goldgräberstimmung. Doch wie jeder Goldrausch wird auch dieser vergehen. Es liegt an uns, ob der Klondike des 21. Jahrhunderts danach eine Wüste ist oder ob es uns gelingen kann, was das Internet ermöglich: Einen kulturellen Evolutionssprung durch eine neue Form der Interaktion und Partizipation des Einzelnen am politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Geschehen weltweit.

Mir ist schon klar, warum die Grütters dieser Welt davor Angst haben. Mir macht Angst, was ein Geklüngel aus Internetwirtschaft und Politik mit den oligarchisch aufgestellten Netzwerken machen kann. Darum: Leute legt Euch eigene Plattformen im Netz zu. So schwer ist das nicht.